Probiotika und Haut – Was haben die kleinen Helfer mit unserer Haut zu tun?

Unsere Haut bildet mit unserem Darm das größte Flächenorgan unseres Körpers. Es ist die erste von mehreren Körperbarrieren, die uns vor pathogenen Einflüssen schützt. Ein wesentliches Abwehrsystem der menschlichen Haut ist die körpereigene Mikrobiota, die auf der Haut „wohnt“.

Die Mikrobiota der Haut

Welche zentrale Bedeutung die Mikrobiota der Haut hat, wird noch lange nicht vollständig verstanden. Wir gehen heute davon aus, dass auf der Haut mehr als 300 verschiedene Mikroorganismen siedeln – mit einer Besiedlungsdichte zwischen 100 und 1.000.000 / cm². Es ist klar, dass die Differenzierung und Menge der Besiedlung je nach Körperteil stark variiert. Immunologisch dürfte die Haut eine größere Rolle spielen als noch vor einigen Jahren vermutet und das Äußere unseres Körpers wird mit dem Inneren interagieren. (Segre, 2011) So wird der Milchsäure-Schutzmantel der Haut, der wie der Name vermuten lässt, im leicht sauren Bereich liegt, durch die darauf lebenden Milchsäurebakterien produziert. Der physiologische pH-Wert der Haut liegt zwischen pH 5,0 und pH 6,0. Was machen wir hygenisierte Menschen mit diesem natürlichen Schutz – Tag für Tag? – Wir waschen ihn munter unter der Dusche herunter. Dabei sind Shampoos, Duschgele und biozide Deodorants der sichere Tod für unsere hauteigene Mikrobiota. Die darin enthaltenen Emulgatoren, Tenside, Alkohole und Silikonöle entfernen sehr effizient diese Mikroorganismen und waschen diese von der Haut. Das natürliche Gleichgewicht der Hautmikrobiota wird dadurch von Tag zu Tag nachhaltig gestört. Eine Entfettung der Haut durch Tenside begünstigt diese negative Entwicklung.

Haut als Überträger von Krankheiten

Das Fehlen der Protektions-Organismen und somit des natürlichen Schutzschildes kann Pathogenen Nischen eröffnen, um sich zu etablieren und an einem bestimmten Ort „breit zu machen“, wo sie eigentlich nicht sein sollten. Staphylokokkus aureus beispielsweise gehört in geringem Maße zu unserer normalen Hautflora. Sein Wachstum wird jedoch beim Vorhandensein eines Ungleichgewichtes begünstigt (A. L. Cogen, 2008). Treten von diesem Stamm multi-resistente Formen auf der Haut auf, die durch Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden, so könnte die menschliche Haut zum Transporteur eines lebensbedrohlichen Keimes werden. Ein weiteres Beispiel wären Corynebakterien, die sich besonders unter den menschlichen Achseln vermehren können. Diese sind ursächlich für die Geruchsbildung an dieser Stelle verantwortlich (A. Gordon James, 2013). Durch den Einsatz von bioziden Deos werden die natürlichen Gegenspieler dieser Bakterien so stark gehemmt, dass schon nach kurzer Zeit nach Reduktion dieser bioziden Stoffe, die „Stinkebakterien“ so schnell wachsen und fermentieren, dass ein penetranter Geruch entsteht. Ein Teufelskreis entsteht in dem im Laufe der Zeit immer stärkere Deos zum Einsatz gebracht werden müssen um penetranten Körpergeruch zu unterbinden.

Probiotika für die Haut

Ein Faktor zur Regulation des Hautmikrobioms ist das Nährstoffangebot. Auf der Haut sind dies neben Zuckern auch Aminosäuren, Milchsäure, Harnstoff, Mucoproteine, Vitamine und Fette. Und natürlich auch Feuchtigkeit. Wird auf der Haut der Feuchtigkeitsgehalt erhöht, z.B. durch dampfdichte Textilien oder Kosmetik, steigt die Keimzahl der Haut sehr schnell und auch eine Veränderung in der Zusammensetzung lässt sich erkennen. Über die Stoffwechselprodukte der probiotisch wirkenden Organismen der Haut (z.B. Wasserstoffperoxid, freie Fettsäuren und Milchsäure) verändern die Probiotika auf der Haut das Milieu, so dass andere potentiell pathogene Organismen dort nicht mehr Fuß fassen können. (Liong, 2013).

Besser probiotische Kosmetik

Übermäßige Körperhygiene kann dem Hautmikrobiom Schaden zufügen. Dies wiederum hat Konsequenzen für den gesamten Organismus. Waschaktive Substanzen oder durch falsche Kosmetik (oder auch über Umwelteinflüsse) eingebrachte Biozide können sich nachteilig auf die Haut auswirken. Heißt die Devise also „nie mehr waschen“? – Nein sicher nicht. Aber es muss nicht täglich sein. Weniger ist mehr. Statt zu Shampoos und Duschgelen zu greifen lieber eine probiotisch wirkende Seife (mit einem hohen Überfettungsgrad) verwenden. Biozid wirkende Deodorants vermeiden und durch sinnvolle Maßnahmen ersetzen. (J., 2015).

Literatur

A.Gordon James, Corrine J. Austin, Diana S. Cox, David Taylor & Ralph Calvert. 2013. Microbiological and biochemical origins of human axillary. 2013, Bd. 83, S. 527–540. A.L.Cogen, V.Nizet, and R.L.Gallo. 2008. Skin microbiota: a source of disease or defence? 442–455, 2008, Bd. 158[3]. E.-A. Grice, J.-A. Segre. 2011. The skin microbiome. 2011, Bd. V. 9, S. 244-253. Liong, L.-C. Lew and M.-T. 2013. Bioactives from probiotics for dermal health: functions and. 2013, Bd. 114, S. 1241-1253. M.-C.Jo-Huang, J.Tang. 2015. Probiotics in personal care. 2015, Bd. 3:5.